Ich glaube, das wird dem Ganzen nicht gerecht, eher „Magic“. Magic beschreibt sehr gut das Unfassbare, diesen Willen, sich auf die Zeitnahme einzulassen, die wunderschöne Landschaft links liegenzulassen und sich fast meditativ mit den Bewegungen des Schlagmannes/frau zu identifizieren. Und dem nicht genug – ins Gras werfen „Boot ist sicher“ und jedwede Widrigkeit zu ignorieren, dabei sind Brennessel noch harmlos – das Boot mit konzentrierter Kraft aus dem Wasser heben, wobei Hubertus als „Kran vom Kanal“ in die Geschichte eingehen wird – auf den Wagen heben und um die Schleuse laufen, zum Glück befindet sich immer ein Boot vor uns, so dass der Weg eher entspannt ist – das Boot wieder einsetzen und weiter zur nächsten Zeitnahme.
Magic, Es geht uns gut. Wir haben die Zeltplätze genossen, den Aperitif am Abend, unseren Koch Frank, der uns mit feinem Essen in die Nachtruhe verabschiedet, den Sternenhimmel. Zwischendurch ein Schwimmbad, Löschflugzeuge am Himmel, eine angenehme Dusche und ein Alleinunterhalter aus den Zeiten von Simon & Garfunkel. Es riecht nach Pinien und die Grillen begleiten uns in den Schlaf.
Zum Glück stimmt die Kommandostruktur. Hubertus und Martina ergänzen sich gut und somit sind sogar Diskussionen möglich die hoffentlich keine Verlierer hinterlassen. Wir sind erwachsen und Kommandos manchmal ganz sinnvoll. Und die Kultur bleibt auf der Strecke, nein, sie ist die Strecke. Weltkulturerbe – über Flüsse und Täler, über eine Autobahn und durch den Tunnel – auf einer undurchsichtigen Brühe, mit unzähligen Hausbooten – wunderschönen Alleen, noch weitgehend aus Platanen, inzwischen werden Pappeln nachgepflanzt – alten, funktionsfähigen Schleusen, die mit kleinen Cafes locken und die Zeitnahme im Blick – auf dem Mountainbike an der Strecke entlang – der Sprung ins Gras „Boot ist sicher“ — „wir sind durch“
Frank ist immer anwesend, ganz unauffällig – am Mittag ist er mit der Kühltasche am Steg, Bier und Panasche – am Abend ebenfalls – und dann geht es mit dem Wagen zum Campingplatz.
Es ist ein Ritus – Aperitif – kurze Rückmeldung – Dusche – Abendessen – Bootsbesetzung für den nächsten Tag – wenn möglich, abwaschen – und schlafen gehen. Der Morgen zeigt sich recht dunkel. Überraschend kein Kater und zum Glück einige, die morgens besser strukturiert sind als ich. Frank hat den Tisch gedeckt, Martina war beim Bäcker und dann sind wir immer wahnsinnig pünktlich. Haben Muße für die Zeittabelle – sind immer noch auf dem 3. Platz – lassen unsere Hände verarzten – achten auf den Vorrat an Wasserflaschen – und reihen uns ein auf dem Weg zum Start. Der Langsamste zuerst – der Schnellste zum Schluss – wir sind an jedem Tag Drittletzter – die Kultur bleibt auf der Strecke.
Links und rechts zieht sie an uns vorbei – wir bemühen uns den Schlag und den Druck zu halten – den Bug- und Heckball zu werfen, um das Boot an Land zu ziehen – wir lernen.
Wir lernen unsere „Gegner“ kennen – Australier, Hamburger, Neuseeländer, Franzosen – liebenswert und hilfsbereit, Engländer und Niederländer nicht weniger sympathisch – der Mittag dient der Regeneration – und der Begegnung – wir treffen uns auf dem Marktplatz – die Tische sind gerichtet und bei einem Glas Wein genießen wir die regionale Küche – gestartet wird um 14.30 Uhr
Am Abend spricht der Bürgermeister – wenn alle angekommen sind – die Sonne quält uns erst ab Mitte der Woche – wir halten durch – wir bemühen uns, gute Gäste zu sein – es gibt Sekt und Salzstangen und einige Ortsvorsteher sind wirklich amüsant.
Bezier – die Zeitnahme ist schon am Mittag beendet – der Rest ist Kür – es geht durch einen Tunnel und wir haben geübt – mal etwas Neues – mit dem Skullboot riemenmäßig durch den Kanal. Auch wenn es wackelt und die anderen schneller sind – gelacht wird auch – komische Idee.
Am Abend gibt es ein Fest. Die Gaststätte hat einen offenen Bereich und liegt wunderschön am Kanal – das Essen ist, wie eigentlich jeden Tag, sehr fein und hinterher lockern wir unseren Körper beim Tanz. Es ist ein lauer Abend – wir sind müde und morgen gibt es die Kurzstreckenregatta.
Silke und Martina haben eine Renngemeinschaft mit den Hamburgern aufgetan – wir Männer bleiben unter uns. Vor- und Zwischenlauf. Wir sind mit der viertbesten Zeit in den Endlauf gekommen. Es bleibt dabei.
Am frühen Morgen, gegen 3 Uhr, sind wir Breisacher wieder zu Hause – und die Berliner wahrscheinlich noch unterwegs.
Übrigens, „Magic“ ist eine durchsichtige Flüssigkeit, die die „Krankenschwestern“ liebevoll – auch – über die offenen Blasen gestrichen haben.
Klaus Wollschläger