Eigentlich war der Plan ein anderer…………..

Hochwasser im Sommer? Ja, das kennen wir auch am Oberrhein in Breisach, leider. Von Anfang an war klar, dass eine Tour auf dem Hochrhein wortwörtlich ins Wasser fallen kann und für diesen Fall Flexibilität notwendig ist. Geplant war, vom Ruderclub Undine Radolfzell zum Ruderclub Schaffhausen zu rudern, am nächsten Tag unterhalb des Rheinfalls wieder einzusetzen, um die Tour an der Ruderschule Eglisau zu beenden. Und tatsächlich passierte es, Anfang Juni setzte eine Hochwassersituation am Bodensee und Rhein ein, die sich bis zum ersten Juli Wochenende nicht wesentlich verbesserte. Mit Argusaugen wurden die Pegelstände beobachtet. Zu guter Letzt wurden die Locals nach ihrer wertvollen Einschätzung gefragt. Die Entscheidung war einfach: keine Experimente und “safety first”. Der Plan Hochrhein wurde begraben und der Plan B “Bodensee… geht immer” trat in Kraft. Wie gut, dass wir vorausschauend nur ein Hotel in Radolfzell gebucht hatten. Die Teilnehmer wurden informiert und eingeschworen: “Wie auch immer das Wetter sein wird, wie auch immer das EM-Fussballspiel am Freitag ausfallen wird, wir lassen uns die Laune nicht verderben. Machen wir uns einfach ein schönes gemeinsames Wochenende.”

Am Freitagmorgen traf sich ein Teil der Gruppe am RV in Breisach, um zwei Vierer und einen Dreier zu verladen. Gegen Mittag ging es endlich bei schönstem Sonnenschein los, durch das Höllental, über den Schwarzwald nach Radolfzell. Dort warteten bereits Klaus und Rieke von der MRGR auf uns. Die Boote wurden aufgeriggert, der Hänger parkiert und schon sprangen die ersten in den Bodensee. Da die meisten das EM-Fussballspiel Spanien gegen Deutschland gucken wollten, war Rudern an diesem Tag keine Option mehr. Schnell ging es zur Unterkunft und in die Trattoria, um nichts von der Übertragung zu verpassen. Rechtzeitig zum Anpfiff wurden hier noch Beamer und Leinwand draußen montiert und die Getränke verteilt….auf das Essen mussten wir länger warten. Egal, wir hatten Zeit und Unterhaltung. Das Spielergebnis war leider nicht wie erhofft, aber unserer Laune hat es nicht geschadet.

Am Samstagmorgen trafen wir uns mit Gabi, Birgit und Agnieszka vom RV Konstanz Neptun, sowie mit Manuel vom RC Grenzach am Steg. Nach kurzer Begrüßung und Mannschaftseinteilung ging es endlich aufs spiegelglatte Wasser. Wer noch keinen Sonnenschutz aufgetragen hatte, griff noch schnell in den Wassersack und erledigte dieses vor dem Ablegen. Wir ruderten von der Mettnau an Radolfzell vorbei, umrundeten die Bucht mit ihrem Naturschutzgebiet, machten einen Bogen um die Hornspitze und überquerten hinter Gaienhofen den Untersee, um in Steckborn für eine Mittagspause anzulegen. Alle waren beeindruckt vom wunderschönen Ufer und genossen den schönen Blick vom friedlichen Wasser. Am RC Steckborn nahmen wir die Boote raus und machten uns über das mitgebrachte Picknick her. Kaum hatten wir besprochen, dass wir um 13 Uhr wieder auf dem Wasser sein wollen, um rechtzeitig vor dem aufkommenden Wind gegen 15 Uhr am RV Neptun anzukommen, kam wie aus dem Nichts Sturm auf. Satte zwei Stunden vor der Vorhersage! Schaumkronen auf dem Wasser, auflandiger Wind vor dem Steg……die Rudertour war für heute beendet, schade. Wir packten unsere Sachen und machten uns auf zum Bahnhof Steckborn und fuhren nach Konstanz. Die Boote hatten für diese Nacht einen guten Platz auf der Wiese gefunden. In Konstanz angekommen, holten wir den am Vortag in der Nähe geparkten Bulli und machten uns parat für die Sommerparty bei Neptun am Abend. Da wir Zeit hatten, schlenderten wir noch zum Hafen und gönnten uns dort kühle Getränke und Eis. Tief hängende dunkle Wolken, immer wieder Regen und blinkende Alarmanlagen in der Bucht von Konstanz waren zu beobachten. Die Sommerparty war eine feucht fröhliche Angelegenheit mit tollem Essen, einer schön geschmückten Bootshalle, cooler Live-Musik und netten Leuten. Danke, dass wir dabei sein durften! Nebenbei konsultierten wir das Internet, um die beste ÖPNV Verbindung für den nächsten Morgen nach Steckborn zu finden. Mit dem Bulli ging es dann wieder zurück nach Radolfzell. Einige verfolgten noch das letzte Fussballspiel, andere fielen gleich ins Bett.

Am Sonntag konnten wir etwas später Frühstücken, denn der Bus nach Gaienhofen und die Fähre nach Steckborn fuhren nicht ganz so früh. Somit hatten wir sogar Zeit, den Bulli bei Undine abzustellen und von dort zum Busbahnhof zu laufen. Obwohl es immer noch leicht regnete, war die morgendliche Stimmung am See wunderbar. Die Wettervorhersage versprach bis zum Mittag Sonne, das ließ hoffen auf einen schönen Tag. Und so kam es tatsächlich, bereits ohne Regen kamen wir in Steckborn an. An den Booten trafen wir unsere Neptun Ruder-Kameradinnen, heute Inna, Conny, Birgit und Gabi. Schon bald waren wir nach der Begrüßung und Einteilung auf dem Wasser. Wir ruderten am Schweizer Ufer vorbei an Berlingen und Ermatingen und querten auf die Deutsche Seite zum Bruckgraben an der Insel Reichenau. Gabi, die bereits die Woche zuvor hier ruderte, gab uns ein paar Anweisungen, wie wir am besten auf die andere Seite in den Gnadensee kommen. Alle meisterten diese Aufgabe perfekt. Drüben angekommen, steuerten wir den Campingplatz Hegne an, denn Keramikausstellung und Eis waren erwünscht. Und als hätten wir nicht schon genug erlebt, begegnete uns hier Jesus, der übers Wasser wandelte, während seine Jünger in Ehrfurcht am Ufer warteten! Nach einer kurzen Pause ging es weiter über den Gnadensee, südlich der Mettnau entlang bis zum RC Undine. Zwei Boote wollten es noch etwas sportlicher haben und nahmen ein Verfolgungsrennen auf. Schließlich konnten wir den Dreier ein-, aber nicht überholen. Gut dagegen gehalten! Bei der Undine ging alles Hand in Hand, die Boote wurden abgeriggert und verladen. Andere kümmerten sich ums Picknick am Wasser. Vor und nach dem Essen wurde der Bodensee zur Abkühlung ausgiebig genutzt. Und dann war das erlebnisreiche Wochenende schon fast vorbei. Der erste Abschied der lieben Ruderkollegen/-kolleginnen aus Konstanz und Mannheim kam und schließlich fuhren auch wir Breisacher Richtung Heimat. Obwohl es Sonntagabend war, kamen wir sehr gut durch den Verkehr. Die Boote wurden wieder aufgeriggert und in die Lager gelegt und der Bulli wurde auch noch weggebracht.

Durch das Wetter lief vieles anders als geplant, aber alle waren flexibel, relaxed und gut gelaunt und deswegen war es ein tolles Wochenende. Wir waren uns einig, es war schön und eine erneute Tour wäre toll. Danke an Gabi und Birgit, die uns als local guides so wunderbar auf dem See geführt haben. Danke an diejenigen, die kurzfristig zum Rudern eingesprungen sind. Danke an die Breisacher Helmut, Rieke, Thomas, Hendrik und Marzellinus und die Mannheimer Klaus und Rieke für den Teamgeist. Danke an Thomas vom RC Undine für den Empfang und dass wir das ausgesprochen herrliche Clubgelände nutzen durften.

Herzliche Rudergrüsse Kerstin Schmieding