23. Gemeinschaftsfahrt Breisacher Ruderverein und ARC Berlin vom 28.8. bis 3.9.2022
Nach einer Übernachtung in Bad Hersfeld, das wir – beim Frühstück bei Bäcker Nolte – von seiner besten Seite kennenlernten, kamen wir am Sonntagnachmittag gerade in Dreisbach an, als die Breisacher Ruderkameraden ihre Riggerschlüssel bereits wieder einpackten. Sie waren gestiefelt und gespornt gut in Breisach los gekommen und ohne besonderen Zwischenhalte früher als vorgesehen angekommen und hatten sich schon fleißig an die Arbeit gemacht. Die Boote mussten nur noch auf die andere Straßenseite getragen und für den nächsten Tag bereit gelegt werden, und schon konnten wir zur allgemeinen Begrüßung und zum gemeinsamen Mittagessen in dem schönen Bootshaus an der Saarschleife mit Blick auf die Saar und die bewaldete Flanke gegenüber übergehen. Zu unseren Breisacher Ruderfreunden Roland, Rolf, Margarete, Otto, Rosita, Helmut & Thomas waren inzwischen auch Andreas und Ines, Thea und Matthias aus Stuttgart hinzugestoßen. Für den Rest des Tages stand der Bezug unseres ersten Hotels in Trassem und ein Ausflug nach Saarburg auf dem Programm. Ferienlagerstimmung kam auf.
Am Morgen von Tag 1 starteten wir in Dreisbach bei Fluss-km 36,7 mit drei Booten und Blick auf den Aussichtsturm in der Saarschleife. Von vielen Bildern kennt man den eindrucksvollen Blick von dort oben. Wir dagegen hatten nun das Vergnügen, uns mittendrin zu befinden in der Saarschleife, die wir sogar einen Moment lang selbst waren, zusammen mit ein paar Fischen, Vögeln und Verkehrsschiffen. Das ist mindestens so wunderbar wie darauf herunterzusehen. Bei km 23 passierten wir den Steinbruch Taben-Rodt, der als über 200 m hoher roter Quarzitaufschluss auf der rechten Saarseite aufklafft und auf den Trockenrasen auf der gegenüber liegenden Flussseite blickt, der in diesem Jahr trotz seiner sprichwörtlichen Ariditätstoleranz schon zu trocken aussah. Während der ganzen Fahrt fiel uns die außerordentliche Trockenheit an den Ufern auf.
An der Schleuse in Serrig hatte unser Landdienst den ersten von vielen noch folgenden deliziösen Mittagsimbissen aufgebaut. Einige Teilnehmer zeigten sich angetan von einem romantisch flechten-umrankten Goethe-Zitat an der Schleuse, andere erfreuten sich an der Mischung poetischer und lebenspraktischer Hinweise zur Rettung Ertrinkender am Ufer, die den alten Wahlthüringer Goethe sicherlich auch erfreut hätte …
Ist man die kleinen freundlichen Schleusen Brandenburgs gewohnt, kommen einem die Saar- und Moselschleusen zunächst vor wie die Tore von Mordor, die sich vor uns öffneten. Fallhöhen von bis zu 14,5 Metern ließen uns in beeindruckende Tiefen sinken. Menschen mit Sinn fürs Abenteuer kommen hier auf ihre Kosten. Manchmal begegnete uns in einer scharfen Kurve auch eines der langen Transportschiffe; man muss sich schnell daran erinnern, was uns gleich am Anfang beigebracht wurde: immer schön in der Innenkurve bleiben, um sich nicht im Schwenkbereich dieser Riesen aufzuhalten …
Wohlbehalten erreichten wir nach diesem Tag den Saarburger Ruderclub bei km 11,6 und setzten die Fahrt am Dienstag in Richtung Trier fort.
Ausstieg und Imbiss vor der Schleuse Serrig
Saar und Mosel sind durch regelmäßige Staustufen sehr breit – hier in Saarburg
Roter Sandstein bei Trier
Wie am Vortag waren auch am zweiten Tag zwei Schleusen zu bewältigen: die erste in Kanzem bei km 5,1, die zweite in Trier bei km 195,8.
Dem aufmerksamen Leser wird an dieser Stelle nicht entgangen sein, dass wir in der Zwischenzeit von der Saar auf die Mosel gewechselt sind. In Konz-Hamm, kurz hinter der Schleuse, winkte uns der heilige Nikolaus noch anmutig von der Mauerkrone zu, und kaum 5 km weiter, bei 200,7, hatten wir schon die Mosel erreicht. Das Flussbett wird breiter. Und insgesamt wurde es windiger.
Bald darauf passierten wir Trier. Von der berühmten römisch geprägten Stadt sahen wir vor allem die Römerbrücke und die „römischen Felsen“ darunter, die wir geschickt umfuhren. Mancher würde vielleicht behaupten, dass es St. Nikolaus war, der Schutzpatron der Segler und Binnenschiffer, der uns vor dem Stranden bewahrte, indem er von der Römerbrücke aus eine segnende Hand über den Schiffsverkehr hält. Wie auch immer, bald erreichten wir, von Nilgänsen beäugt, den Steg der RG Trier, auf deren Terrasse wir unsere Mittagspause halten durften. Und auch von hier aus kann man, wie schon während der Passage von Trier, noch ein Weilchen die roten Sandsteinwände des gegenüberliegenden Ufers bewundern.
Nach weiteren 13 km hatten wir Schweich erreicht, wo wir für diesen Tag auswasserten – aber erst, nachdem noch einmal die Fähigkeiten unserer Steuerleute auf die Probe gestellt wurden. Am Ende einer nadelöhrartigen Einfahrt in den Yachthafen wartete am Ende eines kleinen Zickzackparcours ein romantisch laveder Steg. Hier waren noch einmal turnerische Fähigkeiten gefragt, um den Steg zu betreten und zu verlassen. – Wer hier nicht hinkommt, soll hier offenbar auch nicht sein. Wir können sagen: wir waren da!
Am Morgen von Tag 3 erwachten wir in unserem Hotel in Brauneberg, in das wir am Vorabend umgezogen waren. Der Tag hatte sich noch nicht für ein Wetter entschieden. Während es noch in einer Moselschleife trocken war, regnete es eine weiter bereits.
In unserer Moselschleife in Schweich regnete es entschieden. Einen Cappuccino später hatte es aufgehört. Schnell stiegen wir in die Boote und machten uns bei spiegelglattem Wasser auf den Weg flussabwärts. Außerhalb der Hörweite der Autobahn und der ohrenbetäubenden Tiefflieger über diesem Moselabschnitt wird es sehr idyllisch. Von Schwänen umringt, schwammen wir an den Vorbereitungen eines Weinfestes in Mehrling vorbei zur Schleuse Detzem. Nach einer leidenschaftlichen Diskussion darüber, wie viele Boote in eine 18 m lange und etwa 3 m breite Schleuse passen, wurde am Ende zugunsten der Boote entschieden. Wir schleusten also zweimal, um keines der beteiligten drei Boote zu versenken. Das gab den voraus fahrenden Booten die Gelegenheit, etwas über das hinter der Schleuse liegende Detzem zu lernen und die Ablagerungen in der Uferzone zu besichtigen, in der noch der Stand des letzten Moselhochwassers abzulesen war. Wir wissen nun, dass Detzem 10 römische Meilen von Trier entfernt liegt und Zelte über eine erstaunliche Langlebigkeit verfügen, wenn man sie über Monate hinweg 2 m über einer Wasserfläche hängen lässt.
Ehe wir uns versahen, waren wir schon in Klüsserath angekommen. Nach dem Ausheben der Boote und der Mittagspause auf einem Campingplatz beendeten wir an diesem Tag schon nach 12 km unsere Tour, denn es wartete noch ein wichtiger Termin auf uns. Der Regen und das Schleusen hatten mehr Zeit in Anspruch genommen als gedacht, und wir mussten uns beeilen, um die von Roland für diesen Abend organisierte Weinprobe im Weingut Fehres nicht zu versäumen.
Einen Cappuccino später hatte der Regen aufgehört
Ehe wir uns versahen …
Mühsames Ausheben der Boote in Klüsserath
Am Tag 4 ging es von Klüsserath nach Bernkastel. Eine schöne Gegend. Und vor allem gab es immer mehr: mehr Weinberge, viel mehr Wind und noch mehr von den großen Schiffen als zuvor – woher kommen die nur alle? Nun wurde es zur Abwechslung ein bisschen wellig und wir konnten unsere Wannsee-Wellenreitkenntnisse anwenden. Picknick gab es an einem idyllischen Rastplatz in Minheim und danach ging es weiter in eine der höllenschlund-artigen Moselschleusen. Dann vorbei an unserem Übernachtungsort Brauneberg, auf den von der anderen Uferseite der Brauneberger Juffer hinunterblickt, und vorbei am Schloss Lieser mit seiner an diesem Tag etwas merkwürdigen und unheimlichen Ausstrahlung: ein finster anmutendes Gebäude in einer heiteren Landschaft. Überraschenderweise beherbergt es keine gruseligen fiktiven Gestalten, sondern ein Hotel mit Wellnessbereich und Spa …
Kurz hinter Lieser fand noch das traditionelle Rennen um das blaue Band der Mosel statt. Mannschaft „Regio“ gewann und durch eine Ver- wicklung des Schicksals, die wir noch immer nicht ganz verstanden haben, ging der erste Platz an „Colmar“.
(Inzwischen steht der errungene Pokal am besten Platz, den das ARC-Clubhaus augenblicklich zu bieten hat: an der Bar. Jeder, der dort auf sein Getränk wartet, darf ihn bewundern oder verstohlen streicheln, in der Hoffnung, damit seine ruderischen Leistungen zu beflügeln …)
Am Abend des vorletzten Tages gab Harald eine Runde anlässlich „einer fast knapp verfehlten Tonne“ aus. Überhaupt wurde an fast jedem Abend von einem freundlichen Spender eine Runde ausgegeben! Dafür und auch dem Ehepaar Gerhild & Peter Widdess, die nicht mitkommen konnten, danken wir herzlich für die Spenden zur Wanderfahrt!
Der letzte Tag verlangte uns noch einmal einiges ab. Von Bernkastel nach Traben-Trarbach war es so windig, dass uns beim Picknick in Kues fast der Schinken vom Brot wehte, was die Wespen aber nicht davon abhielt, sich daran festzubeißen. Einige der am Steg sitzenden Touristen machten gern mit, um die Boote vom Steg abzuhalten, als Schiffe passierten. Auch so kann man Menschen an den Rudersport heranführen, nicht wahr? Zum Abschied winkten sie uns zu, als wir Richtung TT aufbrechen. Und nach wenigen Kilometern waren wir schon dort und genossen nach dem Abriggern noch ein wenig den Blick von der Terrasse des Ruderclubs 1881. Es gab Kuchen und Musik von Martinas Akkordeon.
Wanderfahrt Saar – Mosel (dunkel) 2022
Dieser Bericht wurde von unseren Berliner-Ruderkameradinnen Katrin und Elena verfasst.